Am ersten Februarwochenende kam Johannes, ein Mitfreiwilliger aus Mwanza, zu uns nach
Dodoma. Bei mir Zuhause lösten er und seine Gitarre besonders bei meinem kleinen Gastbruder Begeisterung aus. Dodoma ist eine gute Zwischenstation auf der sonst 22 Stunden (!) langen Busfahrt von
Mwanza nach Dar es Salaam, die wir am nächsten Tag zusammen fortführten. Angekommen kamen wir sehr spontan für zwei Nächte bei unserem Freund Santo unter. Er gab uns den tollen Tipp, Mbudya
Island zu besuchen. Die kleine Insel vor der Küste Dar es Salaams ist unbewohnt, doch auf Anfrage bringen kleine Boote ein paar Touristen dorthin. Der Strand mit einem lichten Hain und
türkisblauen Wasser ist paradiesisch und wir konnten eine kleine Wanderung auf der entlegeneren bewaldeten Seite der Insel machen.
Am nächsten Tag ging es dann mit der Fähre zu unserem eigentlichen Ziel: Sansibar. Denn vom 7. bis zum 10. Februar fand dort das Sauti za Busara Festival statt, was übersetzt „Klänge der
Weisheit“ bedeutet. Vier Tage gefüllt mit Auftritten von Musikern aus ganz Afrika machen es zu einem der größten Musikfestivals Ostafrikas. Tollerweise konnten wir bei Freunden schlafen, die in
einer WG mitten in Stone Town, der Altstadt von Sansibar-Stadt, wo auch das Festival stattfindet, wohnen. Sansibar ist auch sonst schon sehr touristisch, aber in diesen Tagen sah man in manchen
Teilen der Stadt genauso viele Weiße wie Sansibaris, was schon etwas befremdlich war. Ich genoss die knappe Woche in Stone Town, in der wir nichts planten, aber jeden Tag aus den vielen
Möglichkeiten der Stadt schöpften und viel erlebten. Ich lernte auch schöne neue Orte kennen, wie zum Beispiel die Musikschule in einem wunderschönen Gebäude um einen Innenhof direkt am Meer.
Dort kann sich jeder ein Instrument leihen und in einem der vielen Räume üben und wir lauschten der Jam-Session einer wahnsinnig guten Band mit Musikern aus den verschiedensten Teilen Afrikas und
mit teilweise traditionellen Instrumenten, die wir zwei Tage später bei ihrem Konzert auf dem Festival hörten. Was man in Stone Town auf jeden Fall probieren sollte ist das Street Food. Mein
Liebling ist der vor deinen Augen zubereitete Burger mit Spiegelei für umgerechnet weniger als 40ct, aber wer etwas experimentierfreudiger ist kann auch ein Häppchen Oktopus am Stand
probieren.
Das Festival hat mir super gut gefallen. Es fand im Old Ford, einer alten arabischen Festung, statt. Umschlossen von Mauern gab es eine kleinere Bühne in einem Amphitheater und eine große
Hauptbühne. Außerdem wurde im Park vor dem Old Ford eine kleinere Bühne aufgebaut, so dass auch diejenigen, die keine Karte hatten, draußen umsonst kurze Auftritte der Künstler sehen konnten.
Musikalisch war von traditionellem Taraab, über das beliebte tansanische Bongo Flava, bis zu Pop, Hip-Hop und Rock alles vertreten. Mein Favoritin war Lydol, eine junge Sängerin aus Kamerun mit
unglaublichem Charisma, deren Stil aus einem Mix von Spoken Word und Gesang besteht.
Viel zu schnell war das Festival auch schon wieder um und die Heimreise stand an. Bei diesem zweiten Besuch auf Sansibar habe ich erst richtig begonnen Stone Town zu entdecken und ich freue mich
schon auf ein Wiedersehen.
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Lord Santo (Dienstag, 19 März 2019 07:28)
Ich mag es, dass du dir viel Zeit nimmst, deine Berichte ausführlich und bildhaft zu gestalten und wiedergibst, wie Dinge und Erlebnisse auf dich wirken. Durch Tansania zu reisen, gibt dir Möglichkeit viele Kontraste wie regionale Unterschiede in Klima, Landschaft, Essen, Kleidung, und Traditionen zu erleben, und dir der Vielfältigkeit eines Landes, das mehr als 130 verschiedene Stämme eint und dreimal so groß wie Deutschland ist, bewusst zu werden.